Artikel im Original erschienen im Magazin "Gastgeber Bayern" des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Bayern e.V.

„Jahrzehntelang haben wir um Gäste geworben, nun stehen die Mitarbeiter ganz im Fokus, und das ist auch gut so“, bringt es DEHOGA Bayern Vizepräsident Andreas Brunner auf den Punkt. „Denn wir sind in unseren Betrieben eine große Familie. Das bedeutet gemeinsames Arbeiten, gemeinsame Verantwortung und füreinander da sein. Als Unternehmer sehe ich es als meine vorrangige Aufgabe, dass sich meine Mitarbeiter bei mir wohlfühlen, dass ich ihnen ein gutes Auskommen garantiere und wir uns im Team gegenseitig wertschätzen.“

Wie Anwerben, Motivieren und Fördern funktionieren kann, verraten in nachstehenden Beispielen die „Jungen Gastgeber“ und Hoteliers.

Mit steuerfreien Sachleistungen Mitarbeiter binden

Christopher Riemensperger, Hotel Olymp München

Christopher Riemensperger, Hotel Olymp München

Der Fachkräftemangel in unserer Branche ist noch massiver als vor der Krise. Von daher ist es umso wichtiger, dass wir auf die individuellen Bedürfnisse der heutigen und zukünftigen Mitarbeiter noch persönlicher eingehen. Die Entlohnung ist zwar wichtig, aber schon lange nicht mehr alles. Die Finanzverwaltung bietet unzählige Möglichkeiten, mit steuerfreien Zuschüssen die Mitarbeiter zu unterstützen und den Geldbeutel des Unternehmers zu schonen. Firmen-Handys, Firmen-Laptops, E-Bikes und Tankgutscheine bis 44 Euro sind steuerfreie Sachleistungen, die unendlich motivieren. Aber auch die vermögenswirksamen Leistungen und die betriebliche Altersversorge haben zudem noch den positiven Nebeneffekt, dass solche Maßnahmen meist längerfristig ausgelegt sind und Mitarbeiter zusätzlich an das eigene Unternehmen gebunden werden.

Dienstpläne neu gedacht

Manuela (1.v.r.) und Marc Schumacher (1.v.l.) mit Team, Hotel Alte Posthalterei, Zusmarshausen

Manuela und Marc Schumacher, Hotel Alte Posthalterei, Zusmarshausen

Auch wenn wir unser gesamtes Team über die harte Corona-Zeit hinweg behalten konnten, mussten wir nach dem Lockdown personell zusätzlich aufstocken. Leichter gesagt als getan. Nach einer langen Teambesprechung und internen Kalkulationen haben wir uns mit unseren Mitarbeitern zu einer 4-Tage- und 36 Stunden-Woche bei gleichem Gehalt entschlossen. Dadurch hat sich das Engagement und die Motivation in unserem Team noch einmal zusätzlich gesteigert. Mit diesem neuen Arbeitszeitmodell habe ich über Social Media, Facebook Ads, Google Ads und meine Homepage die freien Stellen ausgeschrieben und fast 100 Bewerbungen erhalten.

Horizonte durch Partnerschaften erweitern

Das Team der „Alten Posthalterei“ mit Star-Jungköchin Sandra Hofer (2.v.r.) und Ludwig Hörterer vom Hammerwirt in Siegsdorf (1.v.l.)

Sandra Hofer und Ludwig Hörterer, Hammerwirt in Siegsdorf

Das Schlosshotel Bad Neustadt und sein Inhaber Markus Läbe (3.v.r.) bieten ihren Auszubildenden und Mitarbeitern Highlights, indem sie mit anderen namhaften Vier-Sterne-Hotels in enger Partnerschaft stehen. So waren beim „Park Kulinari“ im eigenen großen Schlossgarten, dem ersten Fest nach dem Lockdown, die Azubis anderer Häuser Chef und Gast zugleich.

IHK Ausbildungs-Scouts – niemand ist glaubwürdiger als der eigene Azubi

Carolin Block, Inhaberin BLOCK Hotel & Living, Augsburg

Carolin Block, Inhaberin BLOCK Hotel & Living, Augsburg

Hospitality – Eine Branche mit Zukunft! Mit dem Hotelfach haben sich unsere Auszubildenden einen interessanten und attraktiven Beruf ausgesucht. Ich persönlich kann diesen Weg nur empfehlen, es ist – auch nach einem Vierteljahrhundert – immer noch mein Traumberuf, oder noch mehr: meine Passion. Abwechslungsreich, international und immer am Puls der Zeit! Marketing, Verkauf, Social Media, Buchhaltung, Geschäftskorrespondenz in verschiedenen Sprachen, Service und Warenkunde mit Einblick in die Welt rund um Gin, Rum und Whisky über Interieur-Gestaltung und -pflege im Housekeeping bis hin zum perfekten Frühstück und Candlelight Dinner. Ich könnte viele weitere Beispiele nennen, kurzum: Hotel ist einfach mehr, als Servietten falten.

Total begeistert bin ich von dem IHK-Projekt der Ausbildungs-Scouts, eine ganz tolle Sache, denn niemand ist glaubwürdiger als der eigene Azubi! Bereits vor vier Jahren kam ich das erste Mal in Kontakt mit dem Projekt der IHK Ausbildungs-Scouts, und nun startet schon die ‚3. Generation‘ meiner Auszubildenden in diese Kooperation. Für uns als Betrieb ist es die beste Werbung, dass die Schüler und künftigen Berufseinsteiger aus direkter Hand Infos zum dualen Ausbildungssystem bekommen. Authentisch und echt, auf ähnlicher Altersebene! Direkt von Azubi zu Schüler, so klappt es auch mit der Begeisterung für das Hotel Business. Interessierten Schülern stehen wir auch immer für freiwillige Praktika zu Verfügung, um in die Welt der Hotellerie reinschnuppern zu können und im besten Fall: sich von der ‚Faszination Hotel‘ anstecken zu lassen. In diesem Sinne kann ich nur empfehlen, sich in der regionalen IHK zu engagieren und beim Projekt ‚Ausbildungs-Scouts‘ mitzumachen, um in den Genuss motivierter und toller Berufseinsteiger zu kommen.

Kreative Arbeitszeitmodelle sind die Zukunft

Cornelia Krumesz, Geschäftsführung der Passauer Hotels Atrium, Spitzberg und Passauer Wolf

Cornelia Krumesz, Geschäftsführung der Passauer Hotels Atrium, Spitzberg und Passauer Wolf

Ich stehe auf dem Standpunkt, dass jedes Zeitmodell bei uns möglich ist. Meine Mitarbeiter sagen mir, wann sie arbeiten können, und ich plane es entsprechend ein. Alles ist tatsächlich eine Sache der Planung und des gegenseitigen Wollens. Oft arbeiten meine Mitarbeiter nur 5-6 Stunden am Tag, da sie Familie und Kinder haben und dadurch gebunden sind. Dafür sind sie hochkonzentriert in ihrem Tun, verlässlich und seit Jahren im Unternehmen. Die Zukunft heißt: die Mitarbeiter sagen uns, wann ihre Lebenssituation Arbeitsfenster ermöglicht und wir werden kreativ damit umzugehen lernen. Das Hotelfach bietet einen Beruf mit echter Perspektive.

Bundesweite DEHOGA-Initiative: „TOP-Ausbildungsbetrieb“ – darauf ist Verlass

Hans Schneider, Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses für das bayerische und deutsche Gastgewerbe

Um im Rahmen der neuen bundesweiten DEHOGA-Initiative „TOP-Ausbildungsbetrieb“ zertifiziert zu werden, müssen Hotels und Restaurants sich auf zwölf Leitsätze verpflichten. Dazu zählen beispielsweise die Betreuung durch einen Paten, die Balance von Arbeit und Privatleben oder eine intensive Prüfungsvorbereitung. Erst wenn die eigenen Auszubildenden diese detaillierten Angaben der Betriebe konkret und glaubhaft bestätigt haben, wird dem Betrieb das Siegel verliehen. Ein Aufwand, der sich lohnt, denn 84,5 Prozent der Azubis in TOP-Ausbildungsbetrieben sind insgesamt mit ihrer Ausbildung zufrieden bis sehr zufrieden.

„In Bayern haben sich trotz der enormen Belastung unserer Ausbildungsbetriebe durch die Coronakrise fast 100 Betriebe bereits erfolgreich zertifizieren lassen“, berichtet Hans Schneider, Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses für das bayerische und deutsche Gastgewerbe. „Diese Betriebe haben sich im Wettbewerb um junge Talente neu aufgestellt und bieten eine Ausbildung auf fachlich wie menschlich hohem Niveau. Dafür ist der TOP-Ausbildungsbetrieb, die jüngste und jetzt schon größte Ausbildungs-Zertifizierung in der Branche, der beste Weg. Wichtig ist, dass Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte bei „TOP Ausbildungsbetrieben“ sicher sein können, dass sie eine gute Ausbildung als Basis für ein späteres gutes Berufsleben durchlaufen werden.“ Nähere Informationen finden Interessierte unter www.topausbildung.de.

Fachkräfte-Navigator – Anwerben von Mitarbeitern gut geplant

Susanne Droux, Geschäftsführerin Berufsbildung und Branchenförderung des DEHOGA Bayern und Leiterin des Forums Junge Gastgeber

Susanne Droux, Geschäftsführerin Berufsbildung und Branchenförderung des DEHOGA Bayern und Leiterin des Forums Junge Gastgeber

"Witziges Team und tolle Chefs. So macht Arbeit gute Laune“ – wenn das Ihre Bewertung im Netz ist, dann machen Sie’s richtig! Aber wie bekommt man passende Mitarbeiter und hält sie an Bord?

Fakt ist, Betriebe im Gastgewerbe müssen aktiver um Mitarbeiter werben als um Gäste. Dabei hat die althergebrachte Stellenanzeige vielfach ausgedient. Doch was ist eine intelligente Alternative? Auf diese Frage gibt der Fachkräfte-Navigator des DEHOGA Bayern Antworten und stellt die proaktive Direktansprache von Kandidaten in den Fokus:

  • Auszubildende und dual Studierende
  • Starke Arbeitgebermarke
  • Praktikanten und Fachkräfte
  • Internationale Mitarbeiter
  • Der Weg zu Mitarbeitern
  • Personalvermittler
  • Fort- und Weiterbildung
  • Ihr Online-Auftritt als Arbeitgeber

Weitere Informationen zum Thema erhalten Interessierte im Internet unter www.wirtshauskultur.bayern/fachkraeftenavigator/.